Neues Klimaschutz-Monitoring: So steht Witten wirklich da

Wie klimafreundlich ist Witten? Ab sofort können alle das selbst überprüfen: Die Initiative WittenZero hat ein neues Online-Tool gestartet, das den aktuellen Stand der Klimaschutz-Maßnahmen in Witten gut verständlich sichtbar macht. Unter https://monitoring.localzero.net/witten ist leicht erkennbar, wo die Stadt gut vorankommt – und wo sie aufholen muss.

Warum das wichtig ist

Witten will bis 2040 klimaneutral werden. Allerdings ist das zu spät, um das in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel einzuhalten – das zeigen aktuelle Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), dem wissenschaftlichen Beratergremium der Bundesregierung:¹ Deutschland hat demnach sein CO₂-Budget, mit dem die 1,5°-Grenze eingehalten werden kann, bereits 2024 überschritten. Deutschland – und somit auch Witten – dürfte daher bereits jetzt gar kein CO₂ mehr ausstoßen.

„Wir müssen beim Klimaschutz mehr Tempo gewinnen. Nur so können wir verhindern, dass es immer mehr Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen gibt, auch hier bei uns in Witten.“ sagt Janine Plickert von der Bürgerinitiative WittenZero der Klima-Allianz Witten.

Was das Monitoring zeigt

Die neue Bilanz, die WittenZero jetzt veröffentlicht hat, zeigt: Es ist noch ein weiter Weg. Im Tool sind die 15 Startermaßnahmen zu sehen, die Witten mit ihrem aktuellen Handlungskonzept Klimaschutz beschlossen hat – in den Bereichen Verkehr, Strom, Wärme, Gebäude und Wirtschaft. Wo es beim Klimaschutz in ihrer Stadt gerade gut läuft oder noch hakt, können die Wittenerinnen und Wittener somit immer leicht im Internet überprüfen – und helfen, damit es vorangeht. Auch an die Politik sendet das Monitoring ein Signal: Es soll die Stadtverwaltung und den Stadtrat an notwendige Maßnahmen erinnern, sodass hoffentlich gemeinsam viele Fortschritte und Erfolge gefeiert werden können.

Viel Luft nach oben bei Solaranlagen und Wärme

Ein Beispiel für Strom aus Solarenergie: 128 GWh ließen sich in Witten durch große Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen erzeugen. Denn 16 Standorte in Witten sind dafür wirtschaftlich und ökologisch geeignet. Damit könnten 100.000 Personen mit sauberem Strom versorgt werden (Witten hat ca. 98.000 Einwohner). Das ergab eine von der Stadt beauftrage Potenzialanalyse. Doch fehlt im Klimaschutzkonzept ein Zeitplan, um die Rahmenbedingungen für den Bau der Anlagen zu schaffen. Da die Flächen sich größtenteils im Privatbesitz befinden, sollte die Stadt jetzt alle Eigentümer deutlich auf diese Chance aufmerksam machen. Dann können bei Interesse zeitnah gemeinsam die nächsten Schritte geplant werden, etwa Investoren zu suchen. Die 16 Standorte können im Monitoring-Tool eingesehen werden.

Ein weiteres Beispiel: Wärmeversorgung. Witten heizt aktuell noch zu 69 % mit Gas und 25 % mit Öl.² Zur klimaneutralen Wärmeversorgung ist es also noch ein langer Weg. In geeigneten Stadtgebieten könnte Witten Fernwärme aus erneuerbaren Energien anbieten, etwa aus Großwärmepumpen, Geothermie, Solarthermie oder auch Umweltwärme aus der Ruhr und Abwasser. Seit Anfang 2025 arbeiten die Stadtwerke Witten und zwei Fachbüros an einem kommunalen Wärmeplan. Eine der ersten Schritte ist die Eignungsprüfung, an der die Bürger ablesen können, welche Art der Wärmeversorgung für ihr Zuhause sinnvoll ist: Wo können Häuser höchstwahrscheinlich an ein Fernwärmenetz mit erneuerbaren Energien angeschlossen werden? Und wo braucht man dezentrale Lösungen, z.B. Wärmepumpen? Das Ergebnis dieser Eignungsprüfung ermöglicht den Wittenerinnen und Wittenern Planungssicherheit. Es muss im Internet veröffentlicht werden, sobald es vorliegt.

Fortschritte bei Fahrradförderung 

Als positives Beispiel aus dem Bereich Verkehr lässt sich die Fahrradförderung hervorheben. Das Radverkehrskonzept soll Fahrten mit dem Fahrrad attraktiver machen. Andreas Müller, ehemaliger Verkehrsplaner in Witten und Mitglied von WittenZero, zieht eine positive Zwischenbilanz: „Witten hat sich im Fahrradklimatest des ADFC 2024 um 30 Plätze verbessert und damit den ersten Platz als Aufholerklommune erlangt.“

Jetzt selbst informieren!

Alle Maßnahmen und aktuelle Daten sind abrufbar unter https://monitoring.localzero.net/witten. „Je mehr Menschen hinschauen, desto größer der Druck auf Politik und Verwaltung, beim Klimaschutz schneller voranzukommen.“, so WittenZero-Mitglied Richard Stanek. Weitere Informationen zur Bürgerinitiative finden sich unter www.wittenzero.de.

Quellen:
¹ https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020_2024/2024_03_PM_CO2_Budget.html?nn=400216
² https://www.stadtwerke-witten.de/ueber-uns/aktuelles/magazin/kommunale-warmeplanung

Handlungskonzept Klimaschutz 2030: Zu kleiner Schritt in die richtige Richtung

In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Klimaschutz am 23. Januar wurde das Handlungskonzept Klimaschutz 2030 der Stadt Witten mit großer Mehrheit positiv abgestimmt. Zudem wurde ein wichtiges Ziel beschlossen: Witten soll bis 2040 klimaneutral werden.

Die Initiative WittenZero, die sich innerhalb der Klima-Allianz Witten gegründet hat, hat sich im Vorfeld intensiv mit dem Konzept beschäftigt. Das Team hat mehrere Gespräche mit Wittener Ratsfraktionen und der Verwaltung darüber geführt.

„Wir freuen uns über den produktiven Austausch im Vorfeld des Beschlusses zum Handlungskonzept.“, sagt Janine Plickert, Koordinatorin von WittenZero. „In den Gesprächen haben wir bei allen Beteiligten Engagement und Sachkunde gespürt und das Interesse an weiterer Zusammenarbeit. Wir haben deutlich gemacht, dass wir am Konzept der Stadt besonders positiv finden, dass die enthaltenen 15 Starter-Maßnahmen direkt nach Beschluss umgesetzt werden können. Das Konzept plant jedoch nur bis 2030. Damit das Ziel Klimaneutralität 2040 erreicht wird, haben wir vorgeschlagen, dass das Konzept rechtzeitig fortgeschrieben werden sollte – und dann noch genauer den Weg beschreiben sollte, wie Witten klimaneutral werden kann.“

WittenZero begrüßt, dass ihre Bitte, bereits 2027 statt 2029 mit der Fortschreibung des Konzeptes zu beginnen, in einen breit getragenen Antrag aufgenommen wurde. Dieser Antrag wurde mehrheitlich beschlossen. Er besagt auch: Die Fortschreibung soll genau darlegen, wann welche Maßnahme in welchem Jahr zur Reduzierung welcher Menge CO₂ durchgeführt werden muss, um die beschlossene Klimaneutralität der Stadt Witten im Jahr 2040 zu erreichen.

Stefan Borggraefe, Vorsitzender der Klima-Allianz Witten, meint: „Die jetzigen Entscheidungen des Stadtrats sind ein zu kleiner Schritt in die richtige Richtung. Zumal die bis 2030 eingeplanten Mittel von 600.000 € zur Hälfte aus den Kosten für das schon längst beschlossene Jobticket für Verwaltungsangehörige bestehen. Wenn Witten tatsächlich in 15 Jahren klimaneutral werden will, müssen weitere zielführende Beschlüsse folgen und die ganze Stadtgesellschaft von den Vorteilen der notwendigen Veränderungen überzeugt werden. Die Klima-Allianz und WittenZero werden hier weiter unterstützen und einen positiven Beitrag leisten.”

Wer aktiv dabei mithelfen will, dass es mit dem Klimaschutz in Witten schneller vorangeht, kann gerne jederzeit Kontakt über wittenzero@klima-allianz-witten.de aufnehmen!